Kinderbuch also. Denn die Geschichten, die die gängigen Kinderbücher erzählen, welche sich vornehmlich an Kinder ab drei Jahren richten, sind auch nicht unbedingt länger...und darum passt diese Kindergeschichte, welche offensichtlich bislang lediglich als ebook erhältlich ist, dann doch auch super zum Bücher-ABC.
„Greta Grünlich und das Sommerschloss“ - kleines Mädchen trifft auf kleinen Drachen
Vor 300 Jahren liess der damalige König
in Klein Kleebach ein Schloss bauen: fortan verbrachte er die Sommer
mit seiner Familie hier. Doch plötzlich blieb die Königsfamilie
fort, war spurlos verschwunden, und das Schloss dem Verfall
überlassen.
Heute ist das Schloss längst saniert,
renoviert und umgebaut worden. So ist es zu einem beliebten
Ausflugsziel geworden, welches auch die siebenjährige Greta
gemeinsam mit ihrer Familie besucht.
Zufällig entdeckt Greta dort einen
geheimen Durchgang, der sie zu verborgenen magischen Räumen führt,
wo sie auf den kleinen Drachen Polfino trifft. Der erzählt ihr, was
es mit diesen Zimmern auf sich hat, in denen die Königsfamilie noch
immer lebt – und wo sie inzwischen in den hinteren Räumen gefangen
ist, denn offenbar ist bei den Bauarbeiten am Schloss ein magisches
Tor beschädigt worden.
Mit Greta kann Polfino allerdings das
Schloss verlassen und so machen sie sich gemeinsam auf, um die Hexe
aufzusuchen, welche den Zauber wieder „reparieren“ kann, so dass
die Königsfamilie den verzauberten Teil des Schlosses auch wieder
verlassen kann...
„Greta Grünlich und das Sommerschloss“: Latti hat`s gelesen
Liest man die Geschichte Kindern vor,
wird man dafür sicherlich kaum mehr als 20 Minuten benötigen. Da
zudem keine gruseligen Elemente vorkommen, eignet sich „Greta
Grünlich und das Sommerschloss“ definitiv auch als
Gute-Nacht-Geschichte: es steht nicht zu befürchten, dass die Kinder
diese Erzählung als so aufregend und angsteinflössend empfinden als
dass sie hernach nicht einschlafen könnten oder nur schlecht
träumten.
Insgesamt liest sich diese Geschichte
unterhaltsam, aber wenig aufregend im Sinne von nervenaufreibend.
Eine gewisse Spannung entsteht bei den meisten Kindern aber bereits
durch die Kombination aus Drache (oh, wie putzig, aber vielleicht
doch auch gefährlich?) und Hexe (gut oder böse?).
Im Nachhinein ist mir aber aufgefallen,
dass es hier doch aber auch ein wenig hakt: die Geschichte macht
deutlich, dass sich Drache und Hexe nicht wirklich grün sind. Zudem
wird anfangs angedeutet, dass sich die Königsfamilie in den geheimen
Räumen verschanzt hat, weil besagte Hexe sie vor Gefahr gewarnt hat
und diese Warnung immer wieder erneuert hat... Für mich klang das
alles ein wenig so als habe die Hexe die Familie absichtlich dort
eingekerkert, um die Macht des Königs zu untergraben oder Ähnliches.
Aber dies alles bleibt offen: war die Hexe wirklich davon überzeugt,
dass die Königsfamilie in Gefahr schwebte; lauerten damals
tatsächlich ständig Gegner des Königs vor den Schlosstoren und
warteten nur auf einen guten Angriffszeitpunkt? Und warum hat sich
die Hexe in den letzten 300 Jahren keinen Deut mehr um die
Königsfamilie geschert, von der sie doch gewusst haben muss, dass
sich diese noch im Schloss befindet?
Die Hexe blieb also geheimnisvoll: war
sie nun gut, weil sie sich auch gleich bereit erklärte, den Zauber
wieder in Ordnung zu bringen, oder war sie böse und hatte die
Familie absichtlich in den versteckten Zimmern festgehalten?
Aber wie gesagt: das ist mir erst
einige Zeit nach dem Lesen von „Greta Grünlich und das
Sommerschloss“ durch den Kopf geschossen. Wenn man Glück hat,
haken die Kinder hier nicht weiter nach. Fragen sie aber doch, kann
man sich immerhin durchaus mit den Kindern gemeinsam eine kleine
Nebenhandlung zu „Hexe – was, wieso, warum?“ überlegen.
Vielleicht gibt es ja irgendwann auch
noch weitere Geschichten rund um Greta und Polfino, Hexe und
Königsfamilie?! Wäre jedenfalls sehr nett, da Greta und der
Zwergdrache doch ein sehr liebenswertes Team bilden.
Was mich aus pädagogischer Sicht
allerdings etwas gestört hat: in den magischen Räumen vergeht die
Zeit langsamer als in der Aussenwelt. So hat Greta das Gefühl, nur
einige wenige Minuten in den geheimen Räumen gewesen zu sein,
während tatsächlich aber bereits der komplette Tag vorbeigegangen
ist. Sprich: ihre Familie ist vormittags mit ihr zum Schloss
gefahren, wo Greta spurlos verschwunden ist – die Sorge ihrer
Familie wird allerdings gar nicht thematisiert und in der Geschichte
klingt es so als sei ihre Familie später heimgefahren, um dort auf
Nachrichten zu warten, frei nach dem Motto „Ach, das Kind taucht
schon wieder auf“. Polizisten und Suchmannschaften erhalten in
„Greta Grünlich und das Sommerschloss“ erst gar keinen Raum.
Kinder könnten hier den falschen Eindruck bekommen, dass sie
durchaus mal einfach fortlaufen können, denn schlussendlich sind
doch alle nur froh, wenn man gesund und munter heimkommt, dass es
auch erstmal niemanden interessiert, wo man überhaupt gewesen ist.
An dieser Stelle muss man unbedingt
ansetzen und beispielsweise mit den Kindern gemeinsam überlegen, was
in Gretas Familie während des Tages vorgegangen ist, wie sich ihre
Angehörigen gefühlt haben, was sie sicherlich unternommen haben
werden...
Zugegebenermassen empfinde ich es aber
auch als dämlich, dass die Familie das siebenjährige Kind dort in
einem Vorraum alleine hat warten lassen, während die Anderen
nochmals die Toiletten aufsuchten. Kinder werden sich allerdings kaum
daran stören, dass Greta dort alleine warten sollte; sie werden sich
vermutlich höchstens beschweren, dass sie dort nicht alleingelassen
werden würden, obwohl sie doch auch schon gross und in Gretas Alter
sind – und für die meisten Drei-,Vierjährigen sind siebenjährige
Kinder ohnehin doch schon quasi Erwachsene, dass es der ganz jungen
Zielgruppe als durchaus wahrscheinlich erscheinen kann dass man mit
sieben Jahren auch mal mitten im Touristentrubel alleingelassen wird.
Nichtsdestotrotz würde ich die
Geschichte aber damit abschliessen, dass die kindliche Abenteuerlust
niemals die elterliche Sorge überwiegen kann. Bevor die Kleinen doch
noch auf Ideen kommen...
„Greta Grünlich und das
Sommerschloss“ ist übrigens eine gut geeignete Geschichte, die man
mit den Kindern lesen kann, bevor man selbst einen Ausflug zu einem
Schloss unternimmt.
Denn Punti und ich haben im letzten
Sommer eine Führung durch die Alte Burg in Meersburg besucht; an
dieser Führung nahm auch eine Familie mit drei Kindern teil. Die
Tochter war schätzungsweise drei oder vier Jahre alt; die beiden
Zwillingssöhne schienen nur ein, zwei Jahre älter zu sein. Diese
Kinder waren dermassen begeistert, verfolgten die Führung mit
Interesse, hörten sich alles aufmerksam an und schauten sich alles
ganz genau an, dass es sämtlichen anderen Teilnehmern der Führung
schon komisch vorkam. Immerhin handelte es sich bei der Tour um keine
spezielle Kinderführung oder Ähnliches.
Die Mutter der Kinder erwähnte später
aber, dass ihr Mann den Kindern am Vorabend eine spannende Geschichte
erzählt hatte, in dessen Mittelpunkt ein sympathisches
Schlossgespenst stand, so dass die Kinder letztlich davon überzeugt
waren, dass in der Meersburg sicherlich auch ein ganz liebes
Schlossgespenst haust, welches sich eventuell sogar mal blicken
lässt, wenn es nur merkt, dass man sich tatsächlich für sein
Zuhause interessiert... (Wir haben übrigens keinen Geist in der
Alten Burg erblickt; meines Wissens nach ist die Meersburg auch nicht
als Spukort bekannt!)
„Greta Grünlich und das
Sommerschloss“ könnte in dem Sinne also vor anstehenden
Schloss-/Burgbesichtigungen auch das kindliche Interesse wecken, ob
es dort Geheimgänge oder putzige Drachen zu entdecken gibt.
Wie gesagt: „Greta Grünlich und das
Sommerschloss“ besitzt keine besondere Tiefe; es ist einfach nur
leichte Kost zur Unterhaltung der Kinder. Als Zielgruppe würde ich
die 3-5Jährigen zählen, wobei sich „Greta Grünlich und das
Sommerschloss“ aber auch durchaus noch als Erstlesebuch eignen
sollte.
Über das ebook ist nun zu sagen, dass
es hier zwischen den meisten Absätzen Leerzeilen gibt: das mag man
oder man mag es nicht. Viele Menschen stören sich daran; mich stören
Leerzeilen lediglich, wenn sie nach jedem Satz vorkommen, was hier
nun nicht der Fall ist.
Da es sich bei „Greta Grünlich und
das Sommerschloss“ um ein Kinderbuch handelt, finde ich es
eigentlich sogar ganz gut, dass die Absätze hier durch Leerzeilen
voneinander getrennt sind. Denn lässt man tatsächlich einen
Leseanfänger das Buch lesen, welcher vom Lesen noch nicht so
begeistert ist, wirkt die Geschichte so ein wenig entzerrter und man
kann auch ganz gut mit „Du liest einen Absatz und ich lese dann das
nächste Päckchen!“ arbeiten. Da einige wenige Absätze
tatsächlich nur aus einen oder zwei Sätzen bestehen, kann sich der
Lesemuffel sogar freuen, wenn er mal mit so einem kurzen
Leseabschnitt davonkommt...
Grafiken sind hier übrigens nicht
enthalten, aber daraus ergibt sich gleich die nächste
Freizeitbeschäftigung für das Kind: ein passendes Bild zur
Geschichte malen.
Ich habe Arwyn Yales „Greta Grünlich
und da Sommerschloss“ vor einer Woche als Gratis-Angebot bei Amazon
heruntergeladen; auch heute ist die Geschichte dort noch kostenlos
erhältlich und ohnehin scheint es sich bei den „null €uro“ um
den Regelpreis zu handeln. Zumindest ist diese Gratis-Offerte nicht
als Sonderangebot ausgepriesen: eine Fehlinvestition kann man hier
also kaum tätigen.
Schlussendlich erhält man hier einfach
eine nette, kleine Kindergeschichte!
8 von 10 Rauschmitteln
Buch-Info
"Greta Grünlich und das Sommerschloss", Arwyn Yale / Bookrix / ebook (am 29.03.2013) kostenlos via Amazon
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen