Gottes Tod ist aber auch immerhin
tatsächlich der rote Faden, der sich durch diese Erzählung zieht –
und dass Gott tot ist, darf man in diesem Fall tatsächlich
wortwörtlich nehmen: Gott war wirklich. Doch Gott ist tot, getötet
durch Menschenhand...
„Gott ist tot“ - und was bleibt?
In Gestalt einer Nomadin kommt Gott
unerkannt auf die Erde hinab, inmitten eines afrikanischen
Kriegsgebietes, wo er dem Bürgerkrieg bald zum Opfer fällt.
Aufgrund gewisser Umstände (die sehr skurril anmuten und doch
reichlich unglaubwürdig daherkommen) wird kurz nach Gottes Tod
allerdings bekannt, dass Er die unscheinbare Frau gewesen ist – und
nun eben tot ist.
„Gott ist tot“ verfolgt nun keine
einzelne Geschichte, sondern nach dem Romanbeginn, an dem Gott
sterben musste, werden einzelne und zudem zueinander zeitversetzte
Episoden erzählt, die teils vollkommen unabhängig voneinander sind,
teils aber auch miteinander zusammenhängen... Aber sämtliche dieser
Folgen beschreiben, wie sich das Leben bzw. die Welt
weiterentwickelt, wenn zweifelsohne feststeht, dass es keinen Gott
(mehr) gibt: Resignation, Aufstände, die Suche nach neuen
„Gottheiten“, das Finden neuer Kriegsgründe...
„Gott ist tot“: Latti hat`s gelesen
Bereits der Romananfang machte es mir
nicht leicht: ich habe einfach nicht verstanden, warum Gott nun
wirklich Menschengestalt angenommen hatte und wieso Er sich da als
Zivilistin in ein Kriegsgebiet begibt. Das wirkte auf mich ein
bisschen so als habe Gott die Welt komplett aufgegeben und wolle sich
aus dieser Resignation heraus umbringen lassen.
Laut Kurzbeschreibung kam Gott auf die
Erde, um sich für seine Machtlosigkeit zu entschuldigen, aber aus
dem Buchinhalt heraus hat sich dies mir nicht erschlossen.
Die Erklärung, wie die Menschen
realisiert haben, dass sie Gott getötet hatten, war mir auch zu
hanebüchen, aber mir fiele nun auch keine bessere Methode ein, den
Menschen klarzumachen, dass es sich bei einer Leiche tatsächlich um
Gott handelt, von daher... Nichtsdestotrotz blieb ein fader
Beigeschmack zurück.
Die Grundidee des Romans (was, wenn den
Leuten bewusst wird, dass Gott tatsächlich real war? Was, wenn ihnen
bewusst wird, dass Gott nicht länger existiert?) hat mir prinzipiell
gefallen, aber ich konnte mich kaum in die Geschichte einfinden, da
es hier eben auch nicht „die“ Geschichte gab. Im Nachhinein
finde ich diese Form der Episodenerzählung gar nicht so schlecht, da
sich in ihr auch widerspiegelte, wie zerstückelt die Welt nach dem
Bekanntwerden von Gottes Tod war.
Aber man konnte sich so nicht mit den
Figuren identifizieren und man lernte auch niemanden wirklich näher
kennen: Currie beschränkte sich hier eher auf Momentaufnahmen aus
dem Leben einzelner Menschen, die darauf schliessen liessen, wie
kaputt die Gesellschaft zum jeweiligen Zeitpunkt war.
Das Lesen erforderte zudem ein gewisses
Grundmass an Konzentration, da Episode auf Episode folgte, aber
keinerlei Zeiten genannt wurden: man musste sich also aus dem Inhalt
heraus erschliessen, wieviel Zeit nun schon seit Gottes Tod vergangen
war und teilweise merkte man auch erst inmitten eines solchen
Kapitels, wie Figuren aus dieser Folge mit Personen aus einer
vorangegangenen Episode verbunden waren. Allerdings gab es auch
vollkommen voneinander unabhängige Episoden.
„Gott ist tot“ kommt ohne jedwede
Erklärungen aus: es wird sich auf die Beschreibung des jeweiligen
Ist-Zustandes beschränkt.
Da hier aber einzelne Personen in den
Vordergrund gestellt werden, deren Leben so eben in Ausschnitten
gezeigt wird, bleibt „Gott ist tot“ weitgehend ein Ratespiel. Wie
sieht es woanders aus, wie gestaltet sich die globale Politik...?
Von daher blieb mir Ronald F. Curries
„Gott ist tot“ doch zu sehr an der Oberfläche und bot zuwenig
Substanz, obschon ich es nicht ungern gelesen habe. Allerdings hoffte
ich bis zuletzt, dass doch mal irgendein Protagonist näher
vorgestellt, dass mehr aus seinem Seelenleben preisgegeben und vor
Allem, dass mal eine komplette Lebensgeschichte erzählt werden
würde. Der Inhalt von „Gott ist tot“ blieb dann doch eher
stichpunktartig, ein grobes Exposé, und ich hätte mir einfach etwas
mehr an Ausformulierung gewünscht.
Ich finde die hinter diesem Werk
stehende Idee durchaus interessant, aber die Umsetzung ist mir doch
zu larifari. Von daher war ich schon ein wenig enttäuscht, hatte ich
mir von „Gott ist tot“ doch einfach mehr versprochen. Tja, „Gott
ist tot“ und was bleibt, ist eine mittlere Empfehlung von mir mit
5 von 10 Rauschmitteln
Buch-Info
"Gott ist tot", Ronald F.
Currie/ Goldmann Verlag / ISBN-10: 3442470501
/ ISBN-13: 978-3442470501
/ 224 Seiten / 6,99€ (ebook) / Printbuch nur noch vereinzelt neu
erhältlich
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