„Alle meine Schuhe“ – für immer verloren?
Amy ist 24 Jahre jung und besitzt 36 Paar Schuhe, ein Paar
Gummistiefel ausgenommen, die sie allesamt leidenschaftlich liebt. Prada,
Christian Louboutin, Jimmy Choo, Manolo Blahnik…: sie alle dürfen ihre Füsse
bekleiden und Amy lauert auf jedes Angebot, jede neue Kollektion… Und dann
kommt der Tag, an dem ihr Freund Justin sich sicher ist, dass Amy ihn betrügt:
kurzerhand verkauft er all ihre Schuhe via ebay.
Nachdem der erste Schock über den Verlust ihrer Schuhe
verklungen ist, erwacht die Kampfeslust in Amy: sie erschleicht sich eine Liste
mit den Adressen aller Käufer und beschliesst, sich all ihre Schuhe
wiederzuholen. Und so macht sie sich auf die Reise…
„Alle meine Schuhe“: Latti hat`s gelesen!
Der Roman beginnt sehr schuhfetischistisch, was mich, die
ich nun zugegebenermassen keine besondere Leidenschaft für Schuhe hege, anfangs
sehr irritiert, um nicht zu sagen: genervt, hat. Ich ertappte mich ständig wie
ich dachte: „Ach Mädel, das sind doch nur Schuhe, nichts weiter!“ Entsetzt hat
mich allerdings, dass Justin neben Amys High Heels auch die Ballettschuhe ihrer
verstorbenen Mutter verhökert hat… Trotzdem war der Romananfang für mich kaum
verständlich: Justin wird relativ cool geschildert und es erschien mir
unlogisch, dass er aus einem puren Verdachtsmoment derart ausrasten soll. Dann
ist Amy weniger dadurch getroffen, dass Justin mit ihr Schluss macht als
dadurch, dass er ihre komplette Stiletto-Sammlung verhökert hat. An den Mann
denkt sie kaum, sondern ist ausschliesslich vom Gedanken an die Schuhe besessen,
was auf gewisse Weise wiederum auch schon sehr viel über die (Ex-)Beziehung
aussagt.
Anfangs fand ich es reichlich irre, dass Amy nun tatsächlich
durch die Weltgeschichte reisen will, um ihre Schuhe zurückzuerobern, obschon
sie selbst einräumt, dass sie den Schaden auch ihrer Versicherung melden und
sich einfach neue Schuhe kaufen könnte. Im Fall der Ballettschuhe verstand ich
es ja noch, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen wollte, um quasi DAS
Erinnerungsstück an ihre Mama zurückzubekommen, aber welche Wichtigkeit da
einem Paar im Ausverkauf erstandener High Heels beigemessen wurde: in meinen
Augen absolut unangemessen! Vielleicht fehlt mir aber auch nur die ganz grosse
Schuh-Passion…
Aber nachdem Amy zu ihrer Reise aufgebrochen ist, relativierte
sich die „Verrücktheit“ dieser Aktion, auch wenn die gesamte Handlung eher
unrealistisch bleibt. Aber soooo schön! Amy begegnet natürlich nur netten
Leuten, die die Schuhe aus den diversesten Leidenschaften heraus selbst gekauft
haben und ihr mit ungemeinem Verständnis begegnen; sie teils sogar einladen,
einige Zeit bei ihnen zu verbringen… Hihi, wenn ich bei ebay etwas kaufe, was
seinen Weg vom anderen Ende des Planeten zu mir findet, und kurz darauf jemand
von eben dort vor mir steht, um mir zu erklären, dass sei alles nur ein
Missverständnis gewesen und er hätte gern seinen früheren Besitz zurück: ich
würde denken, da ist jemand komplett durchgeknallt. Oder dass in Amys Fall
jemand wohl haufenweise Juwelen in den Absätzen bunkern muss.
Ja, eigentlich ist die ganze Geschichte total wahnsinnig,
aber sie lässt sich so toll lesen! Irgendwie machte das Lesen schon fast Lust
darauf, selbst diverses Zeugs bei ebay zu verhökern, um ihm dann in einer
globusumrundenden Schnitzeljagd hinterherzuhechten: „Alle meine Schuhe“
suggeriert, dass man dabei sehr viele nette Leute kennenlernen und eine
wunderbare Reise erleben kann. (Bei meinem Glück kämen die erfolgreichen Bieter
meiner ebay-Auktionen aber allenfalls aus dem Nachbarort; Amy musste natürlich
gleich mal über den grossen Teich und über New York nach Miami reisen.)
Und weil der Roman in mir eine ziemlich abenteuerliche
Reiselust geweckt hat, fand ich ihn trotz der irgendwie doch abstrusen Geschichte
(die exzessive Schuh-Liebhaber im Gegensatz zu mir wohl sehr viel besser
tatsächlich nachvollziehen können) richtig gut. Kurzweilig wars eh, obschon die
Handlung von „Alle meine Schuhe“ auch weitgehend vorhersehbar war; also
überrascht hat mich da nichts, aber unterhalten – und das recht gut!
Wie eingangs schon erwähnt: für Schuh-Fetischistinnen ist
diese Unterhaltungslektüre schon fast ein Muss.
Ich als Lese-Leidenschaftlerin garniere den Roman hingegen mit
6 von 10 Rauschmitteln!
„Alle meine Schuhe“, Lucy Hepburn / Verlag: Heyne / ISBN-10:3453722760 / ISBN-13:978-3453722767 / 400 Seiten / 7,00€
(Taschenbuch) / ebook-Preis: 7,99€
Preise (vom 05.01.2013) in der Schweiz: ex libris – CHF 8,40
(Taschenbuch); CHF 6,95 (ebook) / Thalia – CHF 12,90 (Taschenbuch); CHF 9,90
(ebook) / Weltbild – CHF 9,90 (Taschenbuch); CHF 9,90 (ebook)
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