Genretechnisch muss man „Aber bitte für immer“
sicherlich der Chicklit zuordnen und terminlich räume ich bereits jetzt ein,
dass dieser Roman eher etwas für den sommerlichen Strandtag als für die
winterlichen Rauhnächte ist. Aber so winterlich war das NRW-Wetter nun auch
nicht, nur trübe und windig, und so konnte ich mich von „Aber bitte für immer“ auch
ganz gut ins sommerliche Italien versetzen lassen.
„Aber bitte für immer“ – und ab wann…?
Holly Caputo ist eine italienischstämmige Katholikin
aus den USA, während ihr Freund Mark Levine jüdischen Glaubens ist: aufgrund
des Glaubensunterschiedes sind ihre Mütter davon überzeugt, dass diese Liebe
nicht auf ewig halten kann und sehr bemüht darum, die Kinder anderweitig zu
verkuppeln. Holly und Mark beschliessen, ihre Familien vor vollendete Tatsachen
zu stellen und heimlich in Italien zu heiraten. Dort sind lediglich die beiden
Trauzeugen Jane, beste Freundin der Braut, und Cal, bester Freund des
Bräutigams, mit von der Partie, die sich erst vor dem Abflug am Flughafen
kennenlernen - und sich auf Anhieb unsympathisch sind.
Sie hält ihn für einen arroganten, selbstverliebten
Rüpel, während er in ihr eine hysterische, schmalzige Ziege sieht. Und das
Allerschlimmste: während Jane für die heimliche Hochzeit Feuer und Flamme ist,
macht Cal gar keinen Hehl daraus, dass er dem Konstrukt “Ehe” gegenüber alles
andere als zugetan ist.
Dann gibt es in Italien auch noch einige formale
Probleme bezüglich der anstehenden Trauung und als es so ausschaut, als könne
die Hochzeit nicht stattfinden, beschliesst Jane, die Sache in die Hand zu
nehmen, wozu sie aber Cals Unterstützung benötigt… und irgendwie hat sich unter
die gegenseitige Verachtung füreinander zwischenzeitlich auch eine ziemliche
Anziehungskraft gemischt.
„Aber bitte für immer“ - Latti hat`s gelesen
Meg Cabots “Aber bitte für immer” ist ein sehr rührseliger
Roman, dessen Handlung absolut vorhersehbar verläuft: bereits der Klappentext
verrät, dass die Handlung auf eine Liebesbeziehung zwischen Jane und Cal
hinausläuft. Würde es nicht bereits der Klappentext tun, wüsste man es bereits
nach dem Lesen der ersten paar Seiten. Nein, “Aber bitte für immer” erzählt bei
Weitem nichts Neues: Mann und Frau treffen sich, hassen sich und merken dann,
dass sie eigentlich total aufeinander stehen.
Obschon dies nun der xte Roman dieser Art war, den ich
gelesen habe, habe ich ihn sehr gerne gelesen, in einem Rutsch, an einem Abend.
“Aber bitte für immer” ist eine dieser schnell zu lesenden, unterhaltsamen
Geschichten, die eine seichte Liebesschnulze im TV ganz wunderbar ersetzen
können.
Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven
erzählt, die Erzähler sind immer subjektiv: weitgehend wird die Geschichte von
Jane wiedergeben, die während der “italienischen Hochzeitswoche” ein Tagebuch
führt. Immer wieder werden auch Tagebucheinträge von Cal eingestreut, die
herauf seinem PDA hinterlässt. Zudem sind noch diverse E-Mails zwischen Jane
und Holly, Mark und Cal, später auch Jane und Cal, Holly und ihrer Mutter, Mark
und seiner Mutter, Jane und ihrer Mutter etc. eingeflochten.
Meiner Meinung nach hat diese abwechslungsreiche
Erzählweise dem Roman auch sehr gut getan, denn auch wenn die Grundhandlung
schon fast gewöhnlich ist, war dieser Perspektivenwechsel in Form von Tagebucheinträgen
oder e-mails doch mal etwas Neueres, Frischeres, weswegen die Handlung auch nie
langweilig wurde, zumal die jeweiligen Verfasser teils doch sehr schön über die
Anderen lästerten (insbesondre eben Jane - Cal) und man teils sehr witzige
konträre Eindrücke erfuhr. Allerdings musste man trotz aller literarischer
Leichtigkeit natürlich aufpassen, wer jetzt eigentlich mit wem textete, aber
ich fand den Roman trotz Allem doch sehr lesenswert, zumal für die
Tagebuch-/PDA-Einträge sowie die emails auch immer andere Schriftarten
verwendet wurden: man konnte als sehender Mensch einen Erzählerwechsel also
ohnehin nur schwer überlesen.
Dennoch muss man sich auf diesen Erzählstil erst
einmal einlassen können – und Vernunft und Logik komplett abschalten: sassen
Mark und Holly, Jane und Cal zu Viert im Auto, so kam gar keine gemeinsame
Unterhaltung auf, sondern beispielsweise textete Jane Holly über ihr BlackBerry
an, um über Cal herzuziehen. Diese ganze Simserei und emailerei hatte teils
etwas von den Zettelchen, die wir uns früher in der Schule immer unterm Tisch
zugeschoben haben und denen wir in der Oberstufe aber bereits entwachsen waren.
Insgesamt war auch Jane für mich keine allzu grosse Sympathieträgerin: sie war
zwar in Ordnung, wirkte aber immer wie eine etwas blassere Bridget Jones, die
nur durch Penetranz auffällt. So ist sie ganz entsetzt, dass Cal den von ihr
erfundenen „Wondercat“-Comic nicht kennt, obschon es doch sogar Fernsehwerbung
mit „Wondercat“ gibt – und noch sehr viel erschütterter, als sie erfährt, dass
Cal gar keinen Fernseher besitzt… Dieses Erstaunen besass in „Aber bitte für
immer“ zunächst eine gewisse Situationskomik, zeigte dann aber doch eine
gewisse Tragik, denn so wurde Janes begrenztes Weltbild deutlich: Cal tingelte
in den Jahren zuvor als politischer Journalist vornehmlich durch Krisengebiete,
ist erst seit einigen Wochen wieder in den Staaten und hat kürzlich ein sehr
erfolgreiches Sachbuch über die Ölfelder, mangelnde Ressourcen und darüber, wie
sich ein Ölmangel auswirken wird, veröffentlicht. Cal ist also sicherlich eine
sehr interessante Figur, die auch sicher viel zu erzählen hat und mit der man
fundierte „Erwachsenengespräche“ führen kann… Da dachte ich dann schon des
Öfteren: „Mensch, vergiss mal deinen blöden Katzencomic und lass dir was von
der Welt erzählen!“ Insgesamt wirkte das alles in etwa so als würde man Daniela
Katzenberger und Peter Scholl-Latour zusammensetzen, wobei ich mir aber
ziemlich sicher bin, dass die Katzenberger aber doch zumindest mal nachfragen
würde: „Und wo warst du schon so und wie wars denn da…; also ich war ja mal mit
dem Fernsehen in China und….“ – und ich gehe davon aus, dass Daniela
Katzenberger Herrn Scholl-Latour auch mal zuhören und sich eben mit ihm
unterhalten würde.
Alles in Allem kann ich mir kaum vorstellen, dass die
grosse Liebe zwischen Jane und Cal tatsächlich „Aber bitte für immer“ halten
kann, von daher blieb nach dem Lesen schon ein kleines Gschmäckle zurück, aber
wie gesagt: „Aber bitte für immer“ ist eher eine dieser typischen
Fernsehschnulzen, die man bald schon wieder vergessen hat und bei denen es
einen nach dem Ausschalten des Fernsehgerätes auch nicht weiter interessiert,
wie die Geschichte nun eigentlich weitergeht…. Also eine Fortsetzung brauche
ich von diesem Roman nun nicht zwingend, obschon ich zugeben muss: ich würde
eine solche dennoch lesen, weil ich den Schreibstil von Meg Cabot einfach sehr
gerne mag und mich der Roman zumindest gut unterhalten hat.
Letztlich ist „Aber bitte für immer“ eigentlich eine
super Strandlektüre für den Italienurlaub, aber wie gesagt: Anspruch und
Tiefgang sucht man hier vergeblich. Insgesamt schiebe ich „Aber bitte für immer“
von Meg Cabot eigentlich in dieselbe Schublade wie Lucy Hepburns „Alle meine
Schuhe“, welches ich zuletzt hier im Blog vorgestellt habe…
… somit gibt’s auch hier nicht mehr als 6 von 10 Rauschmitteln.
„Aber bitte für immer“, Meg Cabot / Verlag: Blanvalet / ISBN-10: 3442375681 / ISBN-13: 978-3442375684 / 416 Seiten / 8,99€
(Taschenbuch) / ebook-Preis: 7,99€
Preise (vom 06.01.2013) in der Schweiz: ex libris – CHF
10,80 (Taschenbuch); CHF 6,95 (ebook) / Thalia – CHF 15,50 (Taschenbuch); CHF
9,90 (ebook) / Weltbild – CHF 12,90 (Taschenbuch); CHF 9,90 (ebook)
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