Montag, 17. Dezember 2012

Greg Kincaid: "Ein Hund zu Weihnachten"

Noch eine Woche bis Heiligabend.... und bereits im Oktober erschien der Roman "Ein Hund zu Weihnachten" (Originaltitel: "A dog named Christmas") von Greg Kincaid, welches ich bereits damals gelesen habe, aber zu Halloween wollte ich dann doch kein Weihnachtsbuch im Blog vorstellen. Aber jetzt: definitiv Zeit für Weihnachtsromane! Und nein, obschon dieses Buch den Titel "Ein Hund zu Weihnachten" trägt, geht es nicht darum, dass irgendwer irgendwem zu Weihnachten mal eben so einen Hund mit einer Schleife um den Hals als Geschenk unter den Weihnachtsbaum setzt! Aber worum gehts denn dann; schliesslich gibt es laut Titel ja sehr wohl einen "Hund zu Weihnachten"?!
 

"Ein Hund zu Weihnachten" - und für alle anderen Zeiten?

George McCray lebt mit seiner Frau und dem jüngsten Sohn Todd auf einer Farm in Texas. Todd ist ein „ungeplanter Spätankömmling“ gewesen, der in seiner geistigen Entwicklung zurückgeblieben ist und seinen Eltern mit seiner kindlichen, aber besonders herzlichen Art immer wieder die schönen Kleinigkeiten im Leben zeigt. Als er von der Aktion „Weihnachtshunde“ hört, ist er sogleich hellauf begeistert: das örtliche Tierheim hat dazu aufgerufen, dass man über die Weihnachtsfeiertage ohne jedwede weitere Verpflichtung einen Hund bei sich aufnehmen soll. George ist zunächst skeptisch: er befürchtet, dass Todd den Hund nach Weihnachten nicht wieder abzugeben bereit ist. Allerdings sieht er mit der Weihnachtshunde-Aktion auch seine Chance gekommen, mit der er Todd beibringen kann, dass man nicht immer alle Wünsche erfüllt bekommt… Nichtsdestotrotz steht George dem Gedanken, auch nur kurzzeitig einen Hund bei sich aufzunehmen, eher skeptisch gegenüber: mit Hunden verbindet er sein eigenes Vietnam-Kriegstrauma. Todd jedoch lässt sich nicht beirren, überzeugt seinen Dad von der Beherbergung eines Hundes und entwickelt ein ungeahntes Engagement für die Aktion „Weihnachtshund“… Auch George taut immer mehr auf, doch Weihnachten ist vergänglich…

"Ein Hund zu Weihnachten" - Latti hat`s gelesen!

„Ein Hund zu Weihnachten“ ist ein sehr schönes Buch, welches ich durchaus auch Kindern ab 10 Jahren bereits lesen lassen würde: die Geschichte des McCrayschen Weihnachtsfestes ist einfach wunderbar. Todd ist ein sehr inspirierender junger Mann, so frei von jeglichen Vorurteilen und so voller Engagement und Begeisterungsfähigkeit; die Mama ist eine sehr gütige, verständnisvolle Person, der Papa George McCray offensichtlich ein kleiner Grantelsack, der aber offensichtlich einen butterweichen Kern unter seiner harten Schale verbirgt… Auch die übrigen Kinder der McCrays sowie deren Nachwuchs wird sehr sympathisch geschildert und im Prinzip lehrt die Geschichte, dass es gar nicht auf die buntverpackten Geschenke ankommt, sondern darauf, Zeit miteinander zu verbringen und sich gemeinsam zu beschäftigen…
Kleineren Kindern würde ich „Ein Hund zu Weihnachten“ aber weder zu lesen geben geschweige denn dass ich ihn diesen Roman als Gute-Nacht-Geschichte vorlesen würde: ab und an werden doch Erlebnisse aus dem Vietnam-Krieg geschildert (der gesamte Roman ist aus Georges Perspektive erzählt) und zudem wiederholt George mehrmals, dass er befürchtet, Todd könne sich irgendwann erkundigen, was denn mit den Tieren im Tierheim passiert, die nach Ablauf einer bestimmten Frist kein neues Zuhause gefunden haben… Wer mit seinem Kind weder über Krieg sprechen möchte noch darüber, was dort mit den ungewollten Tierheimtieren geschieht (bzw. wem keine kindgerechten Ausflüchte einfallen), sollte es also entweder von „Ein Hund zu Weihnachten“ fernhalten oder die entsprechenden Passagen grosszügig überlesen.
Alternativ würde ich empfehlen, den Roman zu lesen und den Kindern später aus der Erinnerung heraus als Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen. Insgesamt ist „Ein Hund zu Weihnachten“ schon ein wenig arg romantisiert, aber solche Geschichten mag man doch in der Weihnachtszeit, oder nicht? Da bin ich dann auch kaum böse, dass der Hund, dem Todd über Weihnachten ein Zuhause bieten möchte, absolut perfekt ist – etwas übertrieben erschien mir dann nur, dass er dann auch noch einen ausgewachsenen, wilden Puma fertigmachen musste bzw. das auch konnte. Auch mit dem Ende bin ich so nicht ganz einverstanden; das erschien mir doch ein wenig unfair: so meinte eine Familie im McCrayschen Weihnachtshund ihren entlaufenen Hund erkannt zu haben.  Aber das Tierheim informiert sie darüber, dass nun, da jener Hund schon ein paar Tage in ihrem Gewahrsam war, er auch ins Eigentum des Tierheims übergegangen ist: sollten McCrays den Hund nach Weihnachten dauerhaft zu sich holen wollen, hätten diese die „älteren Rechte“ gegenüber dem mutmasslichen früheren Besitzer. Das fand ich dann doch ein wenig unfair und ziemlich fies: der Vater der Familie machte zwar nicht den Eindruck als sei er allzu versessen darauf, den Hund wiederzufinden, aber er hat sich zumindest doch auf den Weg zum hundert Kilometer entfernten Tierheim gemacht, nachdem seine Kinder darauf bestanden haben, ihren Hund in einem Beitrag über die Weihnachtshund-Aktion wiedererkannt zu haben. Irgendwie hinterliess es in mir einen faden Beigeschmack zu lesen, dass Kindern, die vermutlich nach ihrem Hund gesucht haben und diesen offensichtlich vermissen, gesagt bekommen: „Nö, da ist nun diese Familie, die hatte ihn jetzt sieben Tage zu Gast: wenn die ihn will, dann bekommt sie den Hund!“ Einerseits verstehe ich zwar die „Besitzregelung“ des Tierheimes: klar kann man fremde Tiere nicht ewig verwahren und von Interessenten fernhalten, in der Hoffnung, dass sich irgendwann der frühere Besitzer meldet und bekundet, dass sein Haustier doch nur entlaufen sei… Aber andererseits fand ich das im Kontext der Handlung nun kaum weihnachtlich, zumal der Weihnachtshund offiziell ja auch noch gar nicht vermittelt worden war; es wäre ja nicht so gewesen, dass der Hund schon monatelang auf der Farm der McCrays gelebt hätte und nun zurückverlangt worden wäre. Mir wäre es lieber gewesen, dass Tierheim hätte jubilierend verkündet, dass eine Familie ihren Hund wiedergefunden hätte anstatt quasi McCrays zu fragen, ob sie sich vor diese Familie drängen und zwischen sie und ihren Hund drängeln wollten.

Alles in Allem ist die Geschichte natürlich sehr vorhersehbar und läuft allzu offensichtlich auf ein happy ending hinaus: es ist halt ein kleines, amerikanisches Weihnachtsmärchen…. Für Romantiker, Sentimentalisten, Hundeliebhaber, Familien.

6 von 10 Weihnachtssternen!


Buch-Info „Ein Hund zu Weihnachten“, Greg Kincaid / Verlag: cbj / ISBN-10: 3570223612 / ISBN-13: 978-3570223611 / 192 Seiten / 6,99€ (Taschenbuch) / ebook-Preis: 5,99€ Preise (vom 17.12.2012) in der Schweiz: ex libris – CHF 8,40 (Taschenbuch); CHF 17,50 (gebundenes Buch) / Thalia – CHF 10,40 (Taschenbuch); CHF 7,20 (ebook); CHF 27,50 (gebundenes Buch) / Weltbild – CHF 9,90 (Taschenbuch); CHF 7,90 (ebook)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen