Sonntag, 3. März 2013

Hilfe, der Kindle Akku lädt nicht

Punti hat es mal wieder geschafft: sein total entladener Kindle verlangte nach Reanimation. Nachdem Punti den Kindle (jenen kleinen, denen es zwischenzeitlich bereits für 79€ gibt) einige Tage achtlos auf dem Nachttisch liegengelassen hatte, entströmte ihm der Lebenssaft – oder anders gesagt: sein Kindle entstromte und zeigte gestern früh auf dem Display ein Potzblitzdonnerwetter an. Heisst: einen Blitz nebst leerer Batterie.

Prinzipiell ist das Laden des Akkus beim Kindle nun kein Problem; wir laden ihn regulär via des beim Kauf dargebotenem USB-Kabels am Computer auf; aber als wir Kindle und PC gestern mittels des USB-Kabels verbanden, passierte gar nichts. Gut, die kleine orangefarbene LED-Leuchte an der Unterseite des eReaders leuchtete auf, aber das wars dann auch schon. Der Computer reagierte nicht auf die USB-Verbindung und der Kindle wollte auch nicht seine ladetypische „Gerät wird geladen… zum Lesen bitte auswerfen… blabla“-Meldung absondern. Kurzum: Ladehemmung.

Es gibt nun Leute, denen angesichts von „Kindle Akku lädt nicht“ bereits der pure Angstschweiss auf der Stirn steht…. "Ohjeohjeh, der Akku lädt nicht: ist der Akku kaputt? Der Akku ist bestimmt kaputt! Argh, was mach ich denn jetzt nur? Jetzt muss ich mir einen neuen Kindle kaufen. Oder nicht? Ist da noch Garantie darauf? Natürlich nicht, grad gestern abgelaufen: das machen die doch absichtlich…. Aaaaaaah!" 
Aber ich gehöre da nun eher zu den Leuten, die denken: That`s life; shit happens. Wenn der Akku kaputt ist, können auch zig hysterische Angstanfälle daran nichts ändern. Aber vor Allem bin ich definitiv eine der Personen, die an vermeintlich kaputten Dingen gerne herumexperimentieren, weil: wenn es doch wohl eh schon kaputt ist, kann ich es ja nicht mehr kaputtmachen. Und wie zeigte es mir mein Bruder mal so schön, als damals daheim der Computer muckte: „Einfach mal zärtlich streicheln!“ und er den Rechner mit einem kräftigen Tritt wieder in die Spur rückte…

Gestern vormittag sass ich also mit Puntis widerspenstigem Kindle am Schreibtisch und versuchte mich in Kindle-Akku-Wiederbelebung. Nein, ich habe ihn nicht getreten (dazu ist er doch auch zu klein und zu schmal), aber ich habe ihn auch nicht wirklich zärtlich gestreichelt, sondern doch schon auf verschiedene Weisen gepiesackt und natürlich vonwegen Akku kaputt! Selbstverständlich habe ich das Kindlechen samt Akku wieder zurück ins elektrisierende Leben geholt!
Allerdings habe ich diverse Techniken ausprobieren müssen, bis sich letztlich der Erfolg einstellte.


Möglichkeit 1: ein anderes Ladegerät versuchen

Okay, diesen Versuch habe ich kurzerhand übersprungen: natürlich sollte man, bevor man das Problem dem Kindle oder auch dem verbundenen Rechner eindeutig zuzuordnen vermeint, überprüfen, ob das USB-Kabel (oder das sonstige Gerät, mit welchem man eben seinen Reader auflädt) nicht eventuell eine Macke hat. Der Kindle ist nicht speziell auf das beigelegte USB-Kabel angewiesen, sondern harmoniert durchaus auch mit den Ladekabeln der heutigen Handys und viele Kindle-Besitzer haben sich auch noch ein separates Netzgerät zugelegt, mittels dessen sie ihren eReader auch PC-unabhängig ganz simpel via Steckdose aufladen können. Zu denen gehören wir aber nicht und auch wenn das Ladekabel meines Samsung-Smartphones durchaus mit dem Kindle kompatibel ist, habe ich erst gar nicht herauszufinden versucht, ob Puntis Kindle auf diese Weise eventuell doch in den Lademodus springen würde.
Ich war mir nämlich sehr sicher, dass das USB-Kabel absolut in Ordnung war, da ich am Abend zuvor mit dessen Hilfe noch einige Bücher auf meinen eigenen Kindle gezogen hatte.
Wer sich allerdings nicht sicher ist, ob sein USB-Kabel nicht zwischenzeitlich doch von Mäusen angefressen wurde oder so ähnlich, der sollte zunächst natürlich sicherstellen, dass der Akku auch dann noch nicht lädt, wenn man ein anderes Ladegerät anschliesst.

Möglichkeit 2: die heilige halbe Minute des Aus-Knopfes

„Auf den Einschaltknopf drücken und diesen 30 Sekunden gedrückt halten“, ist bei Amazons Kindle häufig der Geheimtipp, der auch tatsächlich sehr häufig zum Erfolg führt. Ein bisschen wie „Beine hoch“ bei Kreislaufproblemen. Nach diesen 30 Sekunden (sollte die orange LED-Lampe grün leuchten; tut sie das nicht: Knöpfchen einfach noch ein paar Sekunden länger gedrückt halten) lässt man den Knopf aber nicht nur einfach los, sondern wartet nach dem Loslassen nochmals ca. 20 Sekunden und drückt das Knöpfchen dann ein weiteres Mal, so als würde man den Kindle ganz normal einschalten. In der Regel löst diese Vorgehensweise bereits sehr viele Kindle-Zickereien in Luft auf. (Achtung: man sollte hier aber wirklich mitzählen oder –noch besser- eine Stoppuhr laufen lassen; 30 und auch 20 Sekunden vergehen doch sehr langsam, wenn man nur darauf wartet, dass sie endlich vorbei sind!)

Am Jahresanfang hatte Puntis Kindle bereits einmal eine Vollentladung durchgemacht und da hat diese Knopfhaltedrückerei ganz gut funktioniert, auch wenn ich das Ganze da drei, vier Mal wiederholen musste.
Aber gestern: nichts.

Ich nahm den USB-unverbundenen Kindle, drückte und hielt den Knopf, die Leuchte blinkte grün auf, ich schloss den Kindle via USB-Kabel an den PC an: nichts. Ich liess den Kindle via USB mit dem Rechner verbunden und wiederholte die Drückerei und Halterei nochmals: nichts. Ich zog das USB-Kabel, drückte den Einschaltknopf eine halbe Minute, sah das grüne Lämpchen aufleuchten, zählte bis 20, steckte das USB-Kabel wieder zwischen Kindle und PC und drückte dann erst nochmals kurz auf den Einschaltknopf: nix. Auf dem Display blieb der Blitz und der Rechner sprang auch nicht auf das USB-Kabel an.

Möglichkeit 2a: Abwarten und Tee trinken

Mitunter beteuern Kindle-Nutzer auch, dass Möglichkeit 2 sie zum Erfolg geführt hat (obschon der Ladeprozess auch nach dem einminütigen Knopf-drücken-halten-loslassen-warten-drücken-Prozess nicht einsetzen wollte), nachdem sie den Kindle danach einfach noch zwei bis vier Stunden am Ladegerät hängen hatten: irgendwann hat sich der Akku dann plötzlich doch noch zum Laden herabgelassen. Andere Nutzer handhaben es übrigens auch andersherum: Kindle Akku zwei Stunden lang an den Strom hängen, dann die Minute Drücken-Halten-Loslassen-Warten-Drücken und dann weiterladen, wobei die Lade-Verbindung dann auch plötzlich offensichtlich wird.  Also nur nicht gleich ungeduldig werden! (Und das sagt jetzt ausgerechnet die Frau, die es mit dem Warten gar nicht so hat und deswegen nach dem Nichtfunktionieren von Möglichkeit 2 gestern gleich ohne Umweg über 2a zu Möglichkeit 3 gesprungen ist…)

Möglichkeit 3: Kindle Akku mit Strom kitzeln

Ich habe ja reichlich wenig Ahnung von Elektronik, Elektrik und Physik; ich finde Physik zwar total faszinierend, aber so wirklich logisch finde ich das alles irgendwie dann doch nicht. Aber schon Anfang des Jahres liess ich mich aufklären, dass (Wissen for Dummies Lattis) es theoretisch wohl möglich wäre, dass der vollentladene Kindle von einer plötzlich auf ihn eindreschenden Welle Strom quasi so erschreckt wird, dass er „Iiiih, Kurzschluss!“ denkt und die Ladung blockiert. Darum sollte man ihn mit kleineren Stromladungen penetrieren, so dass der Kindle und sein Akku merken, dass da nichts Böses ist, sondern nur ein feudales Strom-Fressen auf sie wartet. Kurzum: man führt mit dem Kindle das bekannte Rein-Raus-Spiel durch; USB-Kabel anschliessen, rausziehen, reinstecken, nochmals rausziehen, wieder rein, wieder raus… Auch das könnte helfen, wenn man Glück hat, springt der Funke zwischen Kindle Akku, USB-Kabel und Rechner dann doch irgendwann über.

Mir war das Glück da gestern nicht so hold.

Möglichkeit 4: den westfälischen Dickkopf durchsetzen

Nachdem weder drücken-halten noch rein-raus geholfen hatten, war ich dann doch etwas genervt; beschimpfte den Kindle, weil er keine Ladeanzeige anzeigte, den Rechner, weil er nicht auf den Kindle-Ordner reagierte, warf Punti vor, dass ich ihm doch schon vor zwei Monaten gesagt hätte, er solle mit dem Akku laden nicht bis zur Vollentladung warten und dass sein Akku jetzt bestimmt doch kaputt wäre und er einen neuen Kindle bräuchte; da sei ja auch nun die Garantie abgelaufen, wobei die bei Amazon den bestimmt extra so haben bauen lassen, dass der Akku kurz nach Ablauf der Garantiezeit kaputtgeht…
Punti reagierte mit einem lapidaren: „Das letzte Mal hast du ihn doch auch wieder zum Laufen bekommen.“  Und mein Sturkopp dachte nur: „Stimmt, jetzt erst recht.“

Ich hatte also schon Möglichkeit 2 (exklusive 2a) und 3 ausprobiert, ohne dass der Ladeprozess einsetzte und stur wie ich bin, habe ich dann einfach nochmal auf Möglichkeit 2 zurückgegriffen. Nichts. Nochmals Möglichkeit 3. Nochmals Möglichkeit 2: juhu, repariert. Dann kam nämlich plötzlich doch eine ladende Verbindung zwischen Kindle und PC zustande (während meine Laune inzwischen zwischen genervt und gelangweilt wechselte).

Zwischenzeitlich ist Puntis Kindle wieder sattgefressen und ich hoffe, Punti lädt ihn das nächste Mal, bevor er ausgehungert und sterbend daliegt…  (Diese ganze Rumprobiererei hat letztlich einen kompletten Neustart des Kindle bewirkt: auf enthaltene Dateien sowie auch angelegte Ordner hat der aber keinen Einfluss; also keine Angst, dass man den Kindle anschliessend komplett neu bestücken und ordnen muss!)


Allgemeine Kindle-Akku-Lade-Hinweise

Nach wie vor ist es ein beliebter Mythos, dass man Akkus komplett leerlaufen lassen soll, weil sie an Ladekapazität einbüssen würden, wenn man beispielsweise noch halbvolle Akkus bereits nachladen würde. Bei den modernen Akkus wird gegenteilig teilweise sogar davor gewarnt, dass man sie erst vollentladen wieder an den Strom hängt, wobei es noch häufiger aber heisst: „Nur laden, wenn der Akku höchstens noch halbvoll ist!“ Dann gibt es auch noch die, die bescheinigen, dass es den heutigen Akkus weder etwas ausmacht, ständig tiefenentladen noch generell auf 100% Ladung gehalten zu werden. Also richtig einig ist man sich da nicht.

Ich sage allerdings: Puntis Kindle und mein Bruno. Bruno ist mein Kindle, welcher noch etwas älter als Puntis namenloser Kindle ist (wir haben übrigens auch das gleiche, simple Kindle-Modell), und wird von mir quasi ständig benutzt. Definitiv benutze ich meinen Kindle häufiger als Punti den seinen: Bruno wird von mir zudem prinzipiell dann aufgeladen, wenn der Ladebalken das letzte Drittel erreicht hat. Zudem kriegt er 1-2x wöchentlich eine Miniladung Strom ab: ich ziehe meine ebooks prinzipiell via USB auf meinen Kindle und klar, dabei bleibt es nicht aus, dass der Akku zumindest angepingt wird. Aber diese drei bis fünf Minuten, die ich benötige, um diverse ebooks auf Bruno zu ziehen, machen den Kohl auch nicht fett, weswegen ich das auch nicht als „Akku laden“ sehen würde.

Jedenfalls: Bruno hat akkuladetechnisch noch nie aufgemuckt, was nun ausserdem klar dagegenspricht, dass der Kindle Akku so konzipiert ist, dass er nach Ablauf der Garantiezeit aufgibt. Aber Bruno war auch noch nie komplett entladen.
Puntis Kindle war nun schon 2x völlig tiefenentladen und hat, wie zuvor beschrieben, beide Male bockig reagiert, als man ihn dann zum Laden bringen wollte. Von daher kann ich nur davon abraten, den Kindle Akku komplett leer laufen zu lassen! Puntis Kindle liess sich nun zwar auch beide Male wieder ans Laufen bzw. ans Laden bringen, aber die Nerven, Kindlechens, die Nerven…!

20 Kommentare:

  1. Danke, war der Verzweiflung nahe. Netzteil vom Handy + Möglichkeit 2 (3 Versuche) haben meinen Paperwhite wieder aufgeweckt.. wollte schon anrufen :)

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  2. Danke, danke, danke, danke, danke!

    Die 2. Möglichkeit hat meinen Kindle wieder zum Leben erweckt. (Ich hatte nur mal vergessen den Kindle einfach zu laden, weil ich nicht mehr gelesen hatte sondern ein "richtiges" Buch genutzt hatte.)

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  3. Vielen Dank!
    Methode 2 wirkt Wunder :D

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  4. Danke!!!!!!
    Ich war kurz vorm Verzweifeln, jetzt hat es mit Methode 2 geklappt! Frohe Weihnachten!

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  5. Danke !!!
    für den netten, persönlichen, interessant zu lesenden, informativen und problemlösungsorientierten Text.
    Eine Neuanschaffungs-achzig-Euro-Fragestellung
    wurde mit Methode 2 ruckzuck gelöst.
    Danke
    Wünsche weiterhin exzellente Zeiten
    Til Peter

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  6. Wow! Mein Kindle lebt doch noch! Danke!!!

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  7. Danke, er lebt wieder. Urlaub ist gerettet.

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  8. Vielen Dank ! Trick 2 + 3 haben geholfen !

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  9. Vielen lieben Dank. Deine ausführliche Beschreibung hat mir Mut gemacht, es immer wieder zu versuchen, nicht aufzugeben. Jetzt schnurrt mein Kindl wieder.

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  10. Dankeschön! Deine Tipps haben sehr geholfen - jetzt will der Kindle wieder!

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  11. Hallo,mein kindle hat nach Methode 2 einen Neustart gemacht.
    Er hat mir dann geschrieben das der Akku fast leer ist.
    Hab ihn jetzt ans Netz gesteckt. Danke danke danke.
    Liebe Grüße

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  12. Bei mir hat es auch funktioniert! Danke!!

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  13. Tausend Dank!
    Drei Tage verzweifelt rumgewurschtelt, ..... Dieses Netzteil, jenes Netzteil, das gleiche mit dem USB-Kabel, im Internet die Finger wund getippt und schliesslich diesen super wertvollen Blog gefunden, ... gelesen und sofort bei Möglichkeit 3 eingestiegen und unser alter Kindl LEBT WIEDER!!!! Super! Und ein Riesiges Dankeschön!
    Uwe & Jinky

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  14. Geil, die magischen 30 Sekunden!!!!
    DANKE

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  15. Immer mal wieder entlädt sich mein Kinder. In 5 Jahren bisher 3mal. Jedes Mal google ich und finde keine vernüpftige Antwort wie der Trick nochmal funktioniert. Stattdessen wird einem dazu geraten den Akku auszutauschen. und dann erinnere ich mich an deinen Blogeintrag und finde ihn auch meistens. Der ist auch noch total witzig geschrieben. Meistens klappt bei mir eine Kombination von 2 und 3. Wie du schon sagst man darf nicht aufgeben 😊😊 vielen lieben Dank für deine Tipps

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  16. danke für den Tipp mit dem Dauerdrücken. Voller Erfolg

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  17. Sehr lustig und hilfreich, vielen Dank ��

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