Sonntag, 23. September 2012

Affenberg Salem: Da laust sich doch der Affe!

Frey-Reisen aus Schlossrued bietet am 12.10.2012 eine Tagesfahrt zum Affenberg Salem am Bodensee an (Preise, natürlich inklusive Affenberg-Eintritt: Erwachsene – CHF 82; Kinder [sechs bis 15 Jahre] – CHF 74; Kinder [4-5 Jahre] – CHF 58). Das verriet uns zumindest in der letzten Woche eine entsprechende Anzeige in einer lokalen Zeitung. Punti und ich sind uns einig: ein Ausflug zum Affenberg Salem ist ein wahnsinnssuperdupertoller Familienausflug. Na gut, wir wollen ja nicht gleich übertreiben; sagen wir lieber: Beim Affenberg Salem handelt es sich um ein sehr schönes Ausflugsziel – und da sind wir uns gaaaaaanz sicher, denn wir sind vor drei Monaten selbst dort gewesen. Punti zum ersten Mal, ich zum 5., 6. oder 7. Mal; so genau weiss ich das nicht mehr…

Affenberg Salem – ein affiger Tag!

Vorsaison. Morgens um halb 11 stehen wir in Unteruhldingen wenige Schritte vom Yachthafen entfernt und schräg gegenüber des Edeka-Marktes an der speziell für ihn eingerichteten Haltestelle und warten auf den Erlebnisbus. Der „Erlebnisbus“ ist ein Shuttle-Service, der während der Saison Unteruhldingen (Attraktionen: Pfahlbaumuseum und Reptilienhaus) mit Salem (Sehenswürdigkeiten: Affenberg und Schloss) verbindet. In unseren Taschen rascheln unsere Bodensee-Erlebniskarten (eine Art „all you can erleben“-Ausweise, die es in drei verschiedenen Varianten gibt). Das stimmt zwar nicht, da die Bodensee Erlebniskarten nicht rascheln können, weil sie aus Kunststoff sind, klingt als Satz aber gut. Jedenfalls: sämtliche Versionen der Bodensee-Erlebniskarte gelten derzeit auch als Fahrausweise für den Erlebnisbus. So begrüsst uns der Fahrer beim Einstieg auch nur mit einem freundlichen Lächeln; irgendwie wirkt seine Miene beim Anblick der vorgezeigten Erlebniskarten auf mich zugleich erleichtert: vermutlich hasst er das Kleingeld-Gekrame in der Buskasse. Wie gesagt: Vorsaison. Ausser uns befinden sich nur eine Familie mit zwei Kleinkindern (Alter: vor Kindergarten) sowie zwei ältere Ehepaare im Bus. Auf dem Weg zum Affenberg steigen am Marktplatz Oberuhldingen noch ein paar Leute zu; wirklich voller wird der Bus dadurch aber auch nicht. Die Fahrt zum Affenberg Salem dauert auch nur ca. 10 Minuten; wir steigen aus. Scheinbar mitten im Nirgendwo, an einer schmalen, sich durch die Landschaft schlängelnden Landstrasse. Rechts von uns: Bäume, Scheune, Gelächter, Storchengeklapper… Wir gehen ein wenig geradeaus und finden uns rechts neben dem Affenberg-Parkplatz wieder; zum Eingang: bitte einmal quer rübergehen! Vor dem kostenpflichtigen Affenberg-Gelände steht man plötzlich inmitten eines sonnigen, aber mit einigen schattenspendenden Bäumen versehenen Innenhof, der von diversen Bauernhof-Gebäuden bzw. Scheunen umgeben ist. Im Innenhof stehen so einige Bierbankgarnituren, die angrenzende Scheune birgt ein Selbstbedienungsrestaurant in sich. In diesem gibt es übrigens nur ein paar Sitzplätze; macht nichts: der Affenberg Salem ist ein absolutes Schönwetter-Ausflugsziel.
Wir begeben uns zum Eingang. Unsere Bodensee-Erlebniskarten, „Seebären“-Version, gewähren uns auch hier freien Eintritt – ebenso wie es auch die „Landratten“-Karten tun würden. Lediglich die „Sparfuchs“-Variante der Bodensee-Erlebniskarte würde lediglich einen rabattierten Eintrittspreis bieten. Wir zeigen der Dame im Kassenhäuschen unsere „Seebären“-Erlebniskarten und erhalten im Gegenzug unsere Eintrittskarten – wenn das Leben doch nur immer so einfach wäre!

Affenberg Salem: here we are!

Wir betreten das tierische Gelände: am Affenberg befindet sich zudem eine Storchenstation. Bereits, als wir aus dem Erlebnisbus ausstiegen, konnten wir diverse Klappereien hören und einige Störche über uns ihre Kreise ziehen sehen. Und gibt es hier überhaupt irgendein Gebäude, auf dessen Dach sich kein Storchenhorst befindet? Ich glaube nicht; aktuell sind es über 20 Storchennester, die man hier erblicken kann.

Storchen-Fütterung am Affenberg Salem

Direkt nach der Kasse kommen wir an einer kleinen Wiese vorbei, in deren Mitte ein Schild verkündet: „Storchenfütterung 11 Uhr“. Bis 11 sinds nur noch ein paar Minuten, also warten wir. Kurz nach 11 (der Erlebnisbus war aber pünktlicher!) kommt eine Mitarbeiterin angestapft und stellt zunächst einige verschlossene Eimer parat. Flugs kommen zig Störche angeflogen. Wie gierig! Die Mitarbeiterin, verkabelt und vermikrofoniert, informiert uns über Störche (die Salemer und Störche im Allgemeinen), während sie die Deckel der Futtereimer entfernt und die Eimer am Ende der Wiese in einer Linie ausleert. Reihen von männlichen toten Küken, auf die sich die Störche stürzen… es ist ein bisschen wie im Film „Die Vögel“, nur mit Störchen und nicht so böse. Sehr interessant das Ganze. Ausserdem bin ich ob der entsetzten, desillusionierten Blicke einiger anderer Zuschauer („Oh nein, das kann nicht sein; Störche sind Aasfresser?“) morbid-amüsiert. Die toten Küken sahen übrigens nicht (mehr) ganz so puschelig-süss aus und das Futter wurde auch an dem Ende der Wiese verteilt, welches am Weitesten von den Zuschauern entfernt war. Bis die Mitarbeiterin erklärte, hier würden tote Küken verfüttert, überlegte ich noch: Was zum Geier bzw. was zum Storch gibt die den Viechern da? Nicht, dass ihr jetzt denkt: „Da kann ich mit meiner kleinen Prinzessin doch nicht hin. Niemals nie nicht. Wenn die das sieht, ist sie doch schwer traumatisiert!“ Ansonsten werden die Störche ja auch nicht ständig gefüttert. Man kann den toten Küken also ganz gut aus dem Weg gehen.

Fisch-Fütterung am Affenberg Salem

Nach der Storchenfütterungswiese muss man an einem grooooooossen Weiher vorbeigehen, um zum eigentlichen Affenberg zu gelangen. Das Wasser war nun so mittelklar: grade so trübe, dass man die Fische trotzdem noch erkennen konnte. Für ein paar Cent kann man sich eine Tüte Fischfutter kaufen und den Karpfen etwas Gutes tun. Die sind übrigens auch ganz schön verfressen.
Wasservögel liessen sich nur vereinzelt blicken: wäre ich ne Ente, würde ich mich an jenem Tag aber auch im Schilf verkrochen haben. Es war mörderisch heiss und das Affenfreigehege erschien uns wie eine Oase: da ist nämlich Wald. Heisst: Schatten. Juhu!

Auf zu den Salemer Berberaffen!

Das Freigehege der Affen, was gemeinhin als „Affenberg“ bezeichnet wird, ist nochmals separat umzäunt. Am Eingang steht ein junger Mann, der unsere Eintrittskarten entwertet (sprich: er reisst sie ein) und, als sich einige Besucher eingefunden haben, ein paar Regeln aufstellt: bei den Affen weder trinken noch essen, Taschen möglichst geschlossen halten, eine Armlänge Abstand zu den Tieren halten, Fussweg nicht verlassen und nur die Affen füttern, die auf den Zäunen sitzen. Und sowieso Affen füttern: jeder darf sich gratis eine Handvoll „Affen-Popcorn“ aus einer grossen Trommel nehmen. Popcorn einzeln auf die Hand legen, das den Affen so mit der flachen Hand darbieten und warten, bis das Popcorn genommen worden ist; keine hastigen Bewegungen. Das restliche Popcorn in der anderen geschlossenen Hand und am Besten hinter dem Rücken verstecken. Sonst schnappen die Affen danach. (Hier gibt’s nur verfressene Gierschlunde!) Wir stürzen uns ins Vergnügen. Und in den Schatten. Richtig angenehm hier im Wald; man sollte da einen Biergarten aufmachen. Ach nee, hier darf ja nichts gegessen und getrunken werden. Da vorne sitzt auch schon der erste Affe auf dem Geländer. Hach, wie putzig. Der bekommt nun erstmal Popcorn: ganz artig nimmt er aus der Hand; fühlt sich auch nicht anders an als kleine Kinder-Patschepfötchen, naja, vielleicht ein bisschen felliger und fingernageliger. Sooooo süüüüüüss. Auch Punti ist ganz angetan und überrascht, wie herzig und lieb die Affen doch sind. Ich hab ihm nämlich vorher ein bisschen was erzählt: da erwartete er wohl schäferhundgrosse Affen voller Aggressivität.

„Der blöde Affe hat mir wehgetan! Wäääääääääääähäääää!“

Als ich das erste Mal am Affenberg Salem war, bin ich neun gewesen. Mein Bruder sechs. Und der hat sich beim ersten Fütterungsversuch so erschrocken, als der Affe dann plötzlich in seine Hand griff, so dass er sie spontan zusammengeballt und weggezogen hat. Also gegen zwei Regeln verstossen: „flache Hand“ und „keine hastigen Bewegungen“. Reaktion des Affens: einmal quer den Arm hochkratzen; es gab einen richtig schön roten Striemen. Naja, zumindest war die Tetanus-Impfung grad erst erneuert gewesen; mein Bruder hatte des Öfteren fragwürdige Unfälle – und unsere Mama deswegen auch immer eine Jodsalbe parat. Also wurde im Affengehege erst einmal mein Bruder gesalbt. Aber er hat sooooooooooooooooooo gebrüllt. Vermutlich erst weniger aus Schmerz, sondern vielmehr aus Schock, dass der Berberaffe das tatsächlich gewagt hatte. Dann doch aus Schmerz, weil die Salbe brannte – und er darauf bestand, die Salbe möglichst grosszügig darauf zu verteilen, wohl, weil die die Haut deutlich einfärbte und so ein komplett roter Arm schön dramatisch ausschaut. (Mein Bruder hatte schon als kleiner Junge immer diesen ganz gewissen Charme und jedes Mal, wenn er ein sichtbares Aua hatte, kamen zig, auch fremde, Leute immer direkt auf ihn zugestürmt, haben ihn bedauert und betüddelt – das hat er irgendwann erkannt und fortan raffiniert als Süssigkeiten-Garant ausgenutzt.) Ich habe Punti vor unserem Ausflug zum Affenberg also von damals erzählt: Affen-Attacke, Riesengebrüll, total roter Arm. Ich war sehr dramatisch und Punti laut eigener Aussage später überrascht, dass die Affen dann nun doch so knuffig waren und eh zumeist nur faul und mampfend dagesessen hätten.

Affenberg Salem: hier geht’s rund!

Durch den Affenberg schlängelt sich ein Rundweg, der eben von jenen niedrigen Zäunen umgrenzt ist, auf dem die Affen Platz nehmen können, um sich füttern zu lassen. Die wissen ganz genau: „Wenn ich da hocke, kommt irgendwann wer und gibt mir Popcorn.“ Also sitzen da eigentlich auch nur die Tiere, die grad Bock auf Popcorn haben. Während wir dem Weg folgen, geben wir immer mal wieder einem Affen Popcorn. Als wir in der Mitte des Rundweges angekommen sind (bis hierhin geht’s übrigens ganz schön bergauf), ist mein Popcorn schon aufgebraucht. Dabei sind meine Hände doch gar nicht so klein? Punti hat aber noch etwas Futter in seiner Popcorn-Hand… Allerdings: Vorsaison. Es ist nicht soviel los. Wenn in der Hauptsaison sich die Leute in Scharen tummeln, muss man wohl einige Schritte gehen, um zu einem „freien“ Affen zu gelangen. Da reicht das Popcorn dann wohl auch für eine weitere Strecke. Oben mittig im Freigehege: Wiese. Mit „Stehfläche“ und ein paar Bänken davor: die Frau, die vorhin noch die Störche fütterte, ist nun schon in der Mitte einer Affenfütterung angelangt. Nicht mit Popcorn! Mit Obst und so, die Affen sollen schliesslich auch mal was Anständiges futtern. Auch hier erzählt sie wieder von den Tieren, nochmal: sehr interessant. Entlang des Fussweges befinden sich übrigens Quiz-Kärtchen mit Fragen über die Affen: hat man bei der Fütterung aufgepasst, sind diese leicht zu beantworten. Ansonsten werden die korrekten Antworten aber auch verraten. Man kann hier also auch was über die Affen lernen, auch wenn man die Fütterung(en) verpasst – oder kein Deutsch spricht: die Karten sind in Deutsch und Englisch gehalten.
Man läuft auch immer wieder einem Mitarbeiter über den Weg. Die achten zum Einen darauf, dass die Besucher und auch die Affen artig bleiben und lassen sich zum Anderen anquatschen und mit Fragen über die am Affenberg Salem lebenden Berberaffen bombardieren. Kurz vor dem Ende des Rundweges kommen wir nochmals an einer kleineren Wiese vorbei: hier soll ein paar Stunden später die nächste offizielle Affen-Fütterung stattfinden. Wird mal wieder von einem Schild verraten. Eine knappe Dreiviertelstunde, nachdem wir das Freigehege betreten haben. Kommen wir auch schon wieder zum Ausgang… oder sollte man nicht noch eine Runde drehen und sich vorne nochmals etwas Popcorn holen…? ;)

Tschüss, Affen!

Wir gehen entlang der anderen Seite des Weihers zurück gen Kasse, nachdem ich mich gewundert habe, dass es nach dem Verlassen des Freigeheges keine Möglichkeit zum Händewaschen gibt… Und auch keinen Kiosk: vor dem Affengehege darf man wieder trinken und essen und wir haben Durst. Zum Glück haben wir noch Getränke im Rucksack. Im Schilf entdecken wir ein Schwanen-Paar und oooooh, da sind sogar Babyschwäne im Nest! Kurz darauf wird noch auf einen „Froschteich“ hingewiesen, aber: keine Frösche in Sicht. Schade, aber wir warten nun nicht extra bis zur Dämmerung.
Durch ein kleines Tor gelangt man in das Damwild-Gehege: ein Fussweg Richtung Kasse, zu beiden Seiten ganz viel Wiese und rechts hinten dann irgendwie sowas wie Wald. Da soll ein Hirsch mit seinem Hare(h)m wohnen.  Aber die verstecken sich nun auch alle: vielleicht vor uns, wahrscheinlich aber vor der Sonne. Nachmittags gibt es noch eine Fütterung: da kommen sie vermutlich hinter den Bäumen hervorgepirscht. Aber nö, wir warten nicht: bis dahin ists noch recht lange hin. Ausserdem befindet sich zwischen meinem Elternhaus und einem Wildgehege lediglich ein Haus, kurzum: ich bin neben Hirschen und Rehen aufgewachsen. Das Salemer Damwild vermag von daher kein so rechtes Interesse erwecken. Wir verzeihen den Tieren, dass sie sich nicht blicken lassen… … und verlassen das Damwild-Gehege durch das nächste Tor. Plötzlich stehen wir wieder an der Storchenfütterungswiese, kurz hinter der Kasse, und unser Rundgang kommt endgültig zu einem Ende. Durch den Souvenirshop, in dem wir noch knapp 20€ hinterlassen, verlassen wir das Gelände, gehen zum Händewaschen gen WCs – und holen uns in der Scheune noch etwas Kühles zu trinken. Essen? Nö, wir haben doch grad erst gut gefrühstückt und es ist sooooooooooo warm… Wir picknicken also mit nichts ausser Getränken und laufen zurück gen Bushaltestelle. Der Erlebnisbus bringt uns zurück gen Unteruhldingen und wir sind uns einig: Das war mal ein richtig schöner idyllischer Ausflug!

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