Sonntag, 6. Januar 2013

Meg Cabot: "Aber bitte für immer"

[Bücher-ABC 2013] „Aber bitte für immer“ von Meg Cabot habe ich im Herbst vom Verlag geschenkt bekommen bzw. ich habe im Rahmen eines Twitter-Gewinnspiels ein nettes, kleines Buchpaket quer durch die Randomhouse-Verlagsgruppe gewonnen, welches ich zu meinen Eltern nach Deutschland schicken liess: wohlwissend zum Einen, dass das ein oder andere enthaltene Buch auch meine Mama und meine Schwägerin ansprechen würde und zum Anderen, dass wir über die Jahre bei meiner Familie verweilen würden. Natürlich hatte ich auch meinen geliebten Kindle im Gepäck, aber so lag ich dann doch auch abends gemütlich im Bett und habe mal wieder in richtigen Papierbüchern gelesen und ja, ich habe sämtliche gewonnenen Bücher in den 12 Tagen Deutschland lesen können – ich habe sogar noch zwei mehr geschafft. Auch „Aber bitte für immer“ ist ein Roman, den ein geübter Leser leicht an einem Abend ausgelesen hat.

Genretechnisch muss man „Aber bitte für immer“ sicherlich der Chicklit zuordnen und terminlich räume ich bereits jetzt ein, dass dieser Roman eher etwas für den sommerlichen Strandtag als für die winterlichen Rauhnächte ist. Aber so winterlich war das NRW-Wetter nun auch nicht, nur trübe und windig, und so konnte ich mich von „Aber bitte für immer“ auch ganz gut ins sommerliche Italien versetzen lassen.



„Aber bitte für immer“ – und ab wann…?


Holly Caputo ist eine italienischstämmige Katholikin aus den USA, während ihr Freund Mark Levine jüdischen Glaubens ist: aufgrund des Glaubensunterschiedes sind ihre Mütter davon überzeugt, dass diese Liebe nicht auf ewig halten kann und sehr bemüht darum, die Kinder anderweitig zu verkuppeln. Holly und Mark beschliessen, ihre Familien vor vollendete Tatsachen zu stellen und heimlich in Italien zu heiraten. Dort sind lediglich die beiden Trauzeugen Jane, beste Freundin der Braut, und Cal, bester Freund des Bräutigams, mit von der Partie, die sich erst vor dem Abflug am Flughafen kennenlernen - und sich auf Anhieb unsympathisch sind.

Sie hält ihn für einen arroganten, selbstverliebten Rüpel, während er in ihr eine hysterische, schmalzige Ziege sieht. Und das Allerschlimmste: während Jane für die heimliche Hochzeit Feuer und Flamme ist, macht Cal gar keinen Hehl daraus, dass er dem Konstrukt “Ehe” gegenüber alles andere als zugetan ist.
Dann gibt es in Italien auch noch einige formale Probleme bezüglich der anstehenden Trauung und als es so ausschaut, als könne die Hochzeit nicht stattfinden, beschliesst Jane, die Sache in die Hand zu nehmen, wozu sie aber Cals Unterstützung benötigt… und irgendwie hat sich unter die gegenseitige Verachtung füreinander zwischenzeitlich auch eine ziemliche Anziehungskraft gemischt.

„Aber bitte für immer“ - Latti hat`s gelesen


Meg Cabots “Aber bitte für immer” ist ein sehr rührseliger Roman, dessen Handlung absolut vorhersehbar verläuft: bereits der Klappentext verrät, dass die Handlung auf eine Liebesbeziehung zwischen Jane und Cal hinausläuft. Würde es nicht bereits der Klappentext tun, wüsste man es bereits nach dem Lesen der ersten paar Seiten. Nein, “Aber bitte für immer” erzählt bei Weitem nichts Neues: Mann und Frau treffen sich, hassen sich und merken dann, dass sie eigentlich total aufeinander stehen.

Obschon dies nun der xte Roman dieser Art war, den ich gelesen habe, habe ich ihn sehr gerne gelesen, in einem Rutsch, an einem Abend. “Aber bitte für immer” ist eine dieser schnell zu lesenden, unterhaltsamen Geschichten, die eine seichte Liebesschnulze im TV ganz wunderbar ersetzen können.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die Erzähler sind immer subjektiv: weitgehend wird die Geschichte von Jane wiedergeben, die während der “italienischen Hochzeitswoche” ein Tagebuch führt. Immer wieder werden auch Tagebucheinträge von Cal eingestreut, die herauf seinem PDA hinterlässt. Zudem sind noch diverse E-Mails zwischen Jane und Holly, Mark und Cal, später auch Jane und Cal, Holly und ihrer Mutter, Mark und seiner Mutter, Jane und ihrer Mutter etc. eingeflochten.

Meiner Meinung nach hat diese abwechslungsreiche Erzählweise dem Roman auch sehr gut getan, denn auch wenn die Grundhandlung schon fast gewöhnlich ist, war dieser Perspektivenwechsel in Form von Tagebucheinträgen oder e-mails doch mal etwas Neueres, Frischeres, weswegen die Handlung auch nie langweilig wurde, zumal die jeweiligen Verfasser teils doch sehr schön über die Anderen lästerten (insbesondre eben Jane - Cal) und man teils sehr witzige konträre Eindrücke erfuhr. Allerdings musste man trotz aller literarischer Leichtigkeit natürlich aufpassen, wer jetzt eigentlich mit wem textete, aber ich fand den Roman trotz Allem doch sehr lesenswert, zumal für die Tagebuch-/PDA-Einträge sowie die emails auch immer andere Schriftarten verwendet wurden: man konnte als sehender Mensch einen Erzählerwechsel also ohnehin nur schwer überlesen.

Dennoch muss man sich auf diesen Erzählstil erst einmal einlassen können – und Vernunft und Logik komplett abschalten: sassen Mark und Holly, Jane und Cal zu Viert im Auto, so kam gar keine gemeinsame Unterhaltung auf, sondern beispielsweise textete Jane Holly über ihr BlackBerry an, um über Cal herzuziehen. Diese ganze Simserei und emailerei hatte teils etwas von den Zettelchen, die wir uns früher in der Schule immer unterm Tisch zugeschoben haben und denen wir in der Oberstufe aber bereits entwachsen waren. Insgesamt war auch Jane für mich keine allzu grosse Sympathieträgerin: sie war zwar in Ordnung, wirkte aber immer wie eine etwas blassere Bridget Jones, die nur durch Penetranz auffällt. So ist sie ganz entsetzt, dass Cal den von ihr erfundenen „Wondercat“-Comic nicht kennt, obschon es doch sogar Fernsehwerbung mit „Wondercat“ gibt – und noch sehr viel erschütterter, als sie erfährt, dass Cal gar keinen Fernseher besitzt… Dieses Erstaunen besass in „Aber bitte für immer“ zunächst eine gewisse Situationskomik, zeigte dann aber doch eine gewisse Tragik, denn so wurde Janes begrenztes Weltbild deutlich: Cal tingelte in den Jahren zuvor als politischer Journalist vornehmlich durch Krisengebiete, ist erst seit einigen Wochen wieder in den Staaten und hat kürzlich ein sehr erfolgreiches Sachbuch über die Ölfelder, mangelnde Ressourcen und darüber, wie sich ein Ölmangel auswirken wird, veröffentlicht. Cal ist also sicherlich eine sehr interessante Figur, die auch sicher viel zu erzählen hat und mit der man fundierte „Erwachsenengespräche“ führen kann… Da dachte ich dann schon des Öfteren: „Mensch, vergiss mal deinen blöden Katzencomic und lass dir was von der Welt erzählen!“ Insgesamt wirkte das alles in etwa so als würde man Daniela Katzenberger und Peter Scholl-Latour zusammensetzen, wobei ich mir aber ziemlich sicher bin, dass die Katzenberger aber doch zumindest mal nachfragen würde: „Und wo warst du schon so und wie wars denn da…; also ich war ja mal mit dem Fernsehen in China und….“ – und ich gehe davon aus, dass Daniela Katzenberger Herrn Scholl-Latour auch mal zuhören und sich eben mit ihm unterhalten würde.

Alles in Allem kann ich mir kaum vorstellen, dass die grosse Liebe zwischen Jane und Cal tatsächlich „Aber bitte für immer“ halten kann, von daher blieb nach dem Lesen schon ein kleines Gschmäckle zurück, aber wie gesagt: „Aber bitte für immer“ ist eher eine dieser typischen Fernsehschnulzen, die man bald schon wieder vergessen hat und bei denen es einen nach dem Ausschalten des Fernsehgerätes auch nicht weiter interessiert, wie die Geschichte nun eigentlich weitergeht…. Also eine Fortsetzung brauche ich von diesem Roman nun nicht zwingend, obschon ich zugeben muss: ich würde eine solche dennoch lesen, weil ich den Schreibstil von Meg Cabot einfach sehr gerne mag und mich der Roman zumindest gut unterhalten hat.  
Letztlich ist „Aber bitte für immer“ eigentlich eine super Strandlektüre für den Italienurlaub, aber wie gesagt: Anspruch und Tiefgang sucht man hier vergeblich. Insgesamt schiebe ich „Aber bitte für immer“ von Meg Cabot eigentlich in dieselbe Schublade wie Lucy Hepburns „Alle meine Schuhe“, welches ich zuletzt hier im Blog vorgestellt habe…

… somit gibt’s auch hier nicht mehr als 6 von 10 Rauschmitteln.



Buch-Info

„Aber bitte für immer“, Meg Cabot / Verlag: Blanvalet / ISBN-10: 3442375681 / ISBN-13: 978-3442375684 / 416 Seiten / 8,99€ (Taschenbuch) / ebook-Preis: 7,99€
Preise (vom 06.01.2013) in der Schweiz: ex libris – CHF 10,80 (Taschenbuch); CHF 6,95 (ebook) / Thalia – CHF 15,50 (Taschenbuch); CHF 9,90 (ebook) / Weltbild – CHF 12,90 (Taschenbuch); CHF 9,90 (ebook)

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